Geologie

Die Triaszeit, die älteste Epoche des Erdmittelalters, währte rund 50 Millionen Jahre; sie begann vor etwa 250 und endete vor 200 Millionen Jahren. Die Gesteine der drei Zeitabschnitte Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper beschränken sich im wesentlichen auf Mitteleuropa. Dieses begrenzte Ablagerungsgebiet, der Bereich der germanischen Trias, dominiert die Oberflächengestalt Thüringens.

Muschelkalk

Die drei Stadien des Unteren, Mittleren und Oberen Muschelkalk haben verschiedene Entwicklungen genommen und lassen sich auch geologisch gut voneinander unterscheiden. Sie sind in verschiedene Formationen weiter aufgegliedert worden.

Schon zur Zeit des Oberen Buntsandsteins (Röt) und vor allem während des Unteren Muschelkalks (3 Millionen Jahre) gelangte frisches Meereswasser aus dem Tethysmeer durch die Ostkarpaten- Pforte über Südpolen in das Germanische Becken. Das etwa 500.000 km2 große Binnenmeer reichte von Polen, dem Alpenvorland und Nordfrankreich bis zur Nordsee (Helgoland) und war noch größer als das Kaspische Meer. Ein zweiter Meeresvorstoß passierte die westlicher gelegene Schlesisch-Mährische Pforte. Die Wassertiefe lag zwischen 15 und maximal 100 m. Etwa 50-170 m mächtige blaugraue Mergelkalke lagerten sich am Meeresboden ab. Die häufigen Wellenrippeln und Knauern im Sediment führten zu dem Namen Wellenkalk. Andere Sedimentsstrukturen, wie Schrägschichtung, Priele und Bänkchen mit aufgearbeiteten Kalkgeröllen (Konglomeratbänke) lassen ein oft sturmgepeitschtes Flachmeer mit gezeitengeprägtem Kalkschlammwatt vermuten. Mächtige Schlammwickel- und Rutschungshorizonte könnten von Erdbeben herrühren.
Besonders charakteristisch sind die Feilenmuscheln Plagiostoma lineatum von den Weichböden (Lima-Bank) und die Seelilienrasen auf den verfestigten Hartgründen mit Chelocrinus carnalli (Schaumkalk-Bank). Kleine Muschelriffe entstanden durch die Auster Placunopsis.

Im Mittleren Muschelkalk (1,5 Millionen Jahre) war der Frischwasseraustausch mit dem Weltmeer eingeschränkt. Das Meereswasser wurde immer salziger und das Milieu immer lebensfeindlicher. Am bekanntesten ist die rundliche Muschel Neoschizodus orbicularis für den beginnenden Mittleren Muschelkalk (orbicularis-Schichten).
Nun begann das "Salzpfannen"-Stadium im Muschelkalkmeer mit Eindampfungsgesteinen, wie Gips und in den Beckenzentren auch Steinsalz. Der Mittlere Muschelkalk wurde maximal 100 m mächtig. Im Übergangsbereich zum Oberen Muschelkalk finden sich häufig kleine Riffe von Stromatolithenpolstern (Cyanobakterien ?) gemeinsam mit sekundär gebildeten Hornsteinlagen.

Erneutes Frischwasser gelangte während des Obereren Muschelkalks durch die Burgundische Pforte südwestlich des Bodensees in den zentralen Teil des Germanischen Beckens. In Thüringen lagerte sich eine ca. 70 m mächtige Wechselfolge von Kalksteinbänken und Tonsteinen mit Kalkkonkretionen ab. Das zunächst 20 bis 50 m tiefe, lichtdurchflutete Wasser bot optimale Lebensbedingungen für viele Muschelarten (z. B. die Feilenmuschel Plagiostoma striatum) und auch Seelilien. Unmengen von zylindrischen Stielgliedern der Seelilie Encrinus liliiformis - die Trochiten - können namengebend im Trochitenkalk gesteinsbildend auftreten. Manche Austern (Placunopsis und Terquemien) bauten Muschelriffe bis 3 m Durchmesser auf.
Zur Zeit des Oberen Muschelkalks (3,5 Millionen Jahre) fegten über eine Tornadostraße im Bereich der Schlesischen und Burgundischen Pforte regelmäßig heftige Stürme ins Binnenmeer. Die See wurde bis zum Grund aufgewühlt und es entstanden Sturmflutsedimente (Tempestite) mit bedeutenden Schalenanreicherungen (Schillkalke). Hier siedelten zunächst Tiere auf dem festen Meeresboden, bevor mit immer mehr Schlamm auch wieder die Weichbödenfaunen Einzug hielten. Mit der nächsten Tornadowelle begann alles von vorn. Nicht alle Lebewesen konnten sich diesem ständigen Wechsel der Lebensbedingungen anpassen. Die Brachiopoden Tetractinella trigonella und Punctospirella fragilis waren dazu nicht in der Lage und überlebten jeweils nur kurzzeitig im neuen Lebensraum. Ihr fossiler Nachweis in ökostratigraphischen Leitbänken ist deshalb für die zeitliche Korrelierung von größter Bedeutung (Chronostratigraphie). Anderseits ermöglicht die ständige Anpassung der Ceratiten durch morphologische Veränderung in Biozonen-Abschnitten (Biostratigraphie) eine exakte lithostratigraphische Korrelierung des Oberen Muschelkalkes mit weiteren Leitbänken (cycloides -Bank).

» Zur Stratigraphie des Unteren Muschelkalks

» Zur Stratigraphie des Trochitenkalks in Thüringen

» Die cycloides-Bank

» Die Spiriferina-Bank