Aktivitäten 2013

Exkursion mit Manfred Schulz zu den Kalkbergen von Großenlüder

Am Samstag den 5. Oktober unternahm die Sektion Vogelsberg der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft eine geologische Exkursion zu den Kalkbergen bei Großenlüder-Müs. Möglich wurde diese interessante Veranstaltung durch Manfred Schulz, der sich seit über 30 Jahren mit dem Muschelkalk und seinen Fossilien befasst. Dadurch kennt er auch den großen Steinbruch der Firma Otterbein sehr genau und hatte der DVG vorgeschlagen hier eine Exkursion durchzuführen. In diesem Steinbruch gewinnt das Familienunternehmen seit über 120 Jahren Kalk und stellt daraus eine große Produktpalette her.
Bei strahlend blauem Himmel und spätsommerlich warmen Temperaturen fand sich eine Gruppe von 20 Teilnehmern auf dem Gelände des Steinbruchs ein. Zunächst gab Herr Schulz in einem Vortragsraum einen einführenden Überblick über Unteren, Mittleren und Oberen Muschelkalk und stellte einige Lebensräume vor, die sich noch heute anhand der Gesteine und ihrer Fossilien unterscheiden lassen. Der Muschelkalk entstand vor ca. 240 Millionen Jahren unter subtropischen Klimabedingungen in einem kontinentalen Flachmeer ähnlich dem heutigen persischen Golf. Anhand von präparierten Stücken aus der Sammlung von Herrn Schulz war es dann möglich sich einen Eindruck von der reichhaltigen Lebewelt zu verschaffen. Anschließend machten sich die Teilnehmer, ausgerüstet mit Helmen, Warnwesten und zum Teil auch mit Gummistiefeln auf in den Steinbruch. Schulz erläuterte auf den verschiedenen Abbausohlen die Schichtenfolge des Muschelkalks. Der Muschelkalk, der ursprünglich in ebenen Schichten abgelagert wurde, ist hier im Lauterbacher Graben verkippt und in viele Schollen zerbrochen, die verschieden weit eingesunken sind. Entlang der Brüche stiegen - wohl während der Zeit des Vogelsberg-Vulkanismus - auch heiße Wässer auf und zersetzten das Gestein. All dies ist im Steinbruch Otterbein gut zu sehen. Durch die Kippung sind hier auf relativ kleinem Raum auch alle Abschnitte des Muschelkalks zu finden. Je nachdem, ob sich die Teilnehmer der Exkursion in Zonen des Unteren, Mittleren oder Oberen Muschelkalk aufhielten, konnte Schulz Schichten mit Muscheln, Brachiopoden, Resten von Seelilien oder frühen Formen von Ammoniten zeigen, die man ohne kundige Anleitung wohl kaum gefunden hätte. „Manchmal findet man auch mal einen Knochen von einem Saurier oder einen fossilen Fisch“, so Schulz. Besondere Funde, seien natürlich immer sehr erfreulich, aber oft auch mit viel Arbeit verbunden. Dutzende von Stunden sind nötig, um das Fossil nach dem Fund zu präparieren.
Den Teilnehmern, die tapfer die Halden erkletterten und zum Teil durch tiefen Matsch wateten, gingen auch selbst auf die Suche nach Fossilien oder entdeckten schöne Kalkspatfüllungen in Klüften.
Exkursionsleiter Manfred Schulz, der auch hier schon verschiedene wissenschaftlich neue Erkenntnisse gewinnen konnte, freute sich über das rege Interesse der Teilnehmer. Viele Fragen wurden gestellt und beantwortet. Am Ende spendierte die Firma Otterbein den hoch zufriedenen, aber auch etwas erschöpften Teilnehmern der Exkursion noch einen kleinen Imbiss in der Werkskantine.
Am Stand der DVG-Fachsektion auf der der Herbstmesse in Alsfeld vom 8. bis 10. November waren einige der Fundstücke und Bildimpressionen dieser Exkursion zu sehen.

Einführung in Ablagerungsverhältnisse und tektonische Besonderheiten der Lagerstätte durch den Exkursionsleiter

Manfred Schulz zeigt den Teilnehmern das schwer zu findende Äquivalent der Bimbacher Seelilienbank

Kerstin Bär ist fasziniert von den Ersatzschalenfossilien aus dem Karbonatsand des Grenzoolith.

 


Der Trochitenkalk weckt großes Interesse.

 

Sichtung der Sammlung Grauvogel durch Manfred Schulz und Sebastian Brandt

Am 5. Juli 2013 fuhren Manfred Schulz und Sebastian Brandt nach Ringendorf im Elsass um die Sammlung von Louis Grauvogel zu besichtigen. Das besondere Interesse galt den Dekapoden aus den Tonlinsen des Oberen Buntsandstein, deren Studium im Vorfeld zu geplanten Publikationen notwendig geworden war. Hier ging es insbesondere um das Material von Antrimpos atavus, das vorab zur geplanten Erstbeschreibung von Antrimpos germanicus, einer erst kürzlich entdeckten neuen Spezies aus dem Oberen Muschelkalk von Müs, eingesehen werden musste. Des Weiteren stand die Sichtung des gesamten Materials von Clytiopsis argentoratense an, weil auch hierzu ein Erstnachweis aus dem Oberen Muschelkalk von Großenlüder vorliegt, dessen genaue systematische Stellung noch unklar ist.

 

Lea Grauvogel-Stamm, die Tochter des mittlerweile verstorbenen Louis Grauvogel verwaltet die einmalige und immens umfangreiche private Kollektion aus den verschiedenen Abschnitten des Oberen Buntsandsteins (Voltziensandstein). Sie gewährte dankenswerterweise den Zugang zu allen Objekten, begleitete die Studien den ganzen Tag mit Rat und Tat und bewirtete darüber hinaus die beiden Autodidakten. Ihr gebührt für dieses nicht selbstverständliche Entgegenkommen ganz besonderer Dank.

Am Ende dieses sehr aufschlussreichen und informativen Tages, konnten die Beiden, versehen mit allen erhofften wichtigen Erkenntnissen und einem gründlichen Eindruck französischer Lebensart, die Heimreise antreten.

Manfred Schulz bei vergleichenden Studien.

Antrimpos atavus aus Tonlinsen des Oberen Buntsandsteins.

Clytiopsis argentoratense aus Tonlinsen des Oberen Buntsandsteins.

Tatkräftige Unterstützung war immer gewährleistet.

Viele Objekte der Sammlung Grauvogel sind spektakulär und recht großformatig.

Die große Zahl der Dekapoden wiederum lässt sich recht platzsparend verstauen.