Aktivitäten 2003

Die ausgezeichneten Aufschlussbedingungen (Autobahnbau, Schotterwerke u.a.) nach der "Wende" ermöglichten in Thüringen vor allem im Oberen Muschelkalk erstmals die Erstellung exakter lithostratigraphischer Profilaufnahmen. Auf ihnen basieren grundlegende biostratigraphische und evolutionsbiologische Bearbeitungen der fossilen Lebensformen in Thüringen. Dieser bisher erlangte Kenntnisgewinn ist ein Verdienst der Vereinsmitglieder und Grundlage für unsere weitere profil-orientierte Arbeit im Gelände. Wir würden uns freuen, wenn sich für eine derartige Zielstellung weitere interessierte Sammler begeistern könnten.

Die von Jörg Amling und Sebastian Brandt organisierte Präsentation des Vereins im Rahmen der Aktion "Vereinte Stadt" auf dem Erfurter Anger war ein Erfolg. An ihr beteiligten sich aktiv Klaus Ehrhardt, Uwe Lenhart, Siegfried Rein und Stefan Weiland.

     


Siegfried Rein:

  • Die Arbeit des Jahres 2003 war dominiert von drei Schwerpunkten (Homepage, Publikationen, Vereinsarbeit).
  • Zuarbeit für die Homepage: Erstellung der Texte und Abbildungen (ich bedanke mich bei allen Vereinsmitgliedern für das mir dafür zur Verfügung gestellte Sammlungsmaterial), inhaltlich verantwortlich für den Oberen Muschelkalk.
  • Bearbeitung von 1500 spinosen Ceratiten einer Population (Präparation und statistische Erfassung von 80 000 Einzeldaten, Bearbeitung und Publizierung des ersten Teiles. Unterstützt wurde ich dabei von Vereinsmitgliedern (Sebastian Brandt, Stefan Weiland, Peter Thieme, Klaus Ehrhardt, Monika Bauer).
  • Bearbeitung und Publikation von 12 Massensterbe-Events von Ceratiten anhand ihrer konservierten Mundwerkzeuge. Auch hier wurde ich von Sebastian Brandt, Dr. Ralf Werneburg, Stefan Weiland und Ingolf Heinze unterstützt.
  • Koordinierung der Vereinsarbeit und Kurzvortrag zur Jahrestagung.

Jörg Amling und Sebastian Brandt:

  • Kontinuierliche und gezielte Suche nach horizontierten Ceratiten, Nautiliden und Begleitfaunen im Bruchgelände Troistedt, insbesondere:
    1. Übergang philipii/robustus-compressus Biozone mit u.a. Fund eines in situ eingebetteten Nautilidenkiefers
    2. Entnahme von Bodenproben sowie Holzresten eines tertiären Erdfalls im Bruch
    3. regelmäßige Entnahme von Ceratiten der evolutus-Zone ( insgesamt >400 Exemplare aus dem Hangenden der Spiriferina-Bank, davon ein Großteil aus einer Population), sowie exakte Fein-Profilaufnahme dieses Bereiches und Vgl. mit Hohes Kreuz u.a.
    4. mehrfache Bergung von horizontierten Ceratiten der atavus/flexuosus-, sequens/pulcher- und philippii/robustus- Biozonen, sowie Exemplaren von Pseudopemphix, Aspidogaster und Germanonautilus
  • Begehungen der Autobahnbaustellen an der A4 und Bergung von horizontierten Ceratiten der nodosus- und weyeri/levalloisi- Zonen und Begleitfauna (Fischzähne) im Abschnitt Bechstedt-Wagd
  • Bergung eines Placunopsis- Bioherms aus der praenodosus- Zone von Schellroda
  • Exkursionen mit K.Erhardt zur gezielten Suche im Bereich der Tetractinella-Bank
  • Kontinuierliche Suche in der enodis/posseckeri- Zone der Ohrdrufer Höhe, insbesondere nach Ceratiten des ersten Abschnitts der Progenese- Phase (mit ca.80 Expl. , s.a. Fossil des Monats Oktober, Dezember) und deren Begleitfaunen (v.a. Hoernesia, Coenothyris), Entnahme von Sedimentproben (Tonmergel, Pflanzenreste, Wirbeltierreste) und teilweise Parallelisierung mit Fundhorizonten von Erfurt und Georgental, Bergung von Ceratiten des zweiten Abschnitts der Progenese- Phase, des Bereichs Gänheim-Bank und der obersten spinosus- Zone
  • Bergung von horizontierten Ceratiten der enodis/posseckeri- Zone (ca.20 Expl., s. Abb.) praenodosus- Zone (ca.50 Expl.), der nodosus-Zone ( ca.30 Expl.) sowie der weyeri/levalloisi- Zone, deren Begleitfaunen wie z.B. Pemphix u.a.
  • Exkursionen nach Hessisch- Lichtenau, Profilaufnahme von der Grenze mm/mo bis zur pulcher/sequens- Zone (Brandt, Erhardt), Bergung von Ceratiten v.a. der philipii/robustus-Zone
  • Kurzvortrag im Rahmen der Vereins- Jahreshauptversammlung über die Aufsammlungen in den oben genannten Ceratiten-Biozonen
  • Präparation von > 100 verschieden Fossilien des oberen Muschelkalks sowohl für Vereinsmitglieder als auch zur wissenschaftlichen Bearbeitung
  • Mitarbeit an diversen Beiträgen der Vereinshomepage, z.B. am Aufbau der Präparationsseite

Klaus Ehrhardt:

  • Kontinuierliche paläontologische Nachlese im stillgelegten Steinbruch Troistedt. Gezielte Suche im Hangenden und Liegenden der Spiriferina-Bank.
  • Am 12. 04. 2003 nach erfolgter Einladung gemeinsamer Besuch (mit S. Rein, S. Brandt und S. Weiland) des neueröffneten Trias-Museums Euerdorf in Unterfranken.
  • Bis Ende Juni regelmäßige Befahrung der Aufschlüsse beim Ausbau der BAB 4 bei Bechstedt-Wagd.
  • Exkursionen mit J. Amling, S. Brandt und S. Rein
  • Ab Juli fortlaufende feinstratigraphische Aufnahmen den Aufschlüssen an der ICE-Trasse.
  • Am 17. 09. feinstratigraphische Aufnahme des Muschelkalkprofils (mm bis mo2) mit S. Brandt an der Straßenböschung bei Hessisch-Lichtenau.
  • Auch im Jahre 2003 wurden alle horizontiert geborgenen Germanonautilus S. Rein für die Gesamtbearbeitung übergeben.

Stefan Döll:

  • gelang die Untersuchung eines ca. 0,75 m2 großen Bonebeds aus dem Hangend-Bereich der Schellroda-Bank bei Georgenthal. Sie erbrachte:
    - 25 ca. 5 - 25 mm große knöcherne Vertebratenreste
    - 1 Oberkiefer (Rhyncholithes) und 2 Unterkiefer (Conchorhynchus) von Germanonautilus
    - 2 Ceratites enodis
    - 8 Kieferreste mit Zähnen und leeren Zahntaschen von Colobodus, 13 Zähne von Acrodus, 12 von Saurichthys, 73 von Hybodus (s. Abbildung) sowie 25 nicht zuordenbare Stücke.
    - Zahlreiche sehr kleine Holzreste und 2 - 10 mm große abgerundete verkieselte sandige Bestandteile.
    - Die einzelnen Belege erscheinen zwar stark korrodiert. Die stratigraphische Lage des Bonebeds und seine faunistische Zusammensetzung bestätigen jedoch eindrucksvoll sowohl die von der Ohrdrufer Höhe, an der ICE-Trasse und Troistedt gemachten Beobachtungen in der zweiten Progenese Phase (REIN & OCKERT 2000).

Stefan Weiland:

  • Verantwortlich und Ideengeber für das Erstellen und "Funktionieren" der Homepage. Bearbeiten aller eingehenden Beiträge für das Layout der Webseite.
  • Schwerpunkte der Sammeltätigkeit waren im vergangenen Jahr die Ceratiten der praenodosus- und nodosus-Biozone. Die große Anzahl der exakt horizontiert geborgenen Belegstücke garantiert nach ihrer Bearbeitung einen weiteren evolutionsbiologischen Erkenntniszuwachs.

Dr. Thomas Groh:

  • März 2003 Vortrag zum Thema "Triasfossilien" in der Ortsgruppe Rudolstadt des Thüringer Geologischen Vereins und Kurzvortrag zum gleichen Thema zur Jahrestagung des TVT.
  • Erste Erkundungen im Unteren Muschelkalk Thüringens. Am Ostermontag gemeinsame Exkursion mit Vereinsfreund Uwe Lehnhardt in die Reinsberge bei Plaue. Absuchen der Geröllfelder mit Material aus dem unteren und evtl. mittlerem Wellenkalk, unterhalb der anstehenden Oolithbankzone. Schwieriges Terrain und Hitze wegen der Südhanglage.

  • Folgende (nicht horizontierte) Fossilfunde gelangen trotzdem:
    - Omphaloptycha gregaria - "gesteinsbildend" in einer Bank mit 2-4 cm Stärke
    - Pentacrinus dubius - Bänkchen, 1,5 cm stark
    - Schillbank 4cm mit aufliegendem Sakralwirbel von cf. Nothosaurus sp.
    - Beneckeia buchi auf oben welliger Mikritkalkbank aus der Oolithbankzone
    - Germanonautilus dolomiticus (s. Abbildung) und Punctospirella fragilis aus einer Bank, ca. 8cm stark

Uwe Lenhart:

  • Bis Juni 2003 ständige Begehung der Autobahn-Baustelle A4 bei Bechstedt-Wagd. Hier war der Obere Muschelkalk von der praenodosus-Zone bis zur dorsoplanus-Zone aufgeschlossen und wurde regelmäßig horizontiert abgesammelt. So konnten im Hangenden der Glaukonitbank mehrere guterhaltene Ceratites weyeri geborgen werden. Außerdem kamen aus dem Hangenden der Saurierkalkbank einige Ceratites nodosus.
    Die Reinsberge bei Plaue stellen einen natürlichen Aufschluss im Unteren Muschelkalk dar. Zugänglich sind der untere Wellenkalk und die Oolithbänke. Auch hier wurden die Schutt- und Geröllhalden unterhalb der Oolithbänke regelmäßig durch mich abgesammelt.
    Dabei wurden einige Beneckeia buchi geborgen. Außerdem fand ich Platten mit Stielgliedern von Holocrinus wagneri , Plagistoma lineata und Germanonautilus dolomiticus.
  • An der Baustelle für den ICE ist der obere Muschelkalk von der Zone der Discoceratiten bis zur spinosus-Zone aufgeschlossen. Durch regelmäßiges horizontiertes Absammeln gelang hier vor allem in der praenodosus-, spinosus- und der enodis/posseckeri-Zone (Abbildung) die Bergung evolutionsbiologisch interessanter Ceratiten.

Elmar Kramm und Manfred Schulz:

  • Feinstratigraphische Profilaufnahmen im Unteren Muschelkalk
    Gut dokumentierte Profile aus verschiedenen Regionen Mitteldeutschlands ermöglichen es, auf der Grundlage von Kleinzyklen nicht nur die altbekannten Bankbereiche, sondern auch die Wellenkalkabschnitte überregional zu korrelieren. Dadurch kann der Untere Muschelkalk zur Zeit in 21 Abschnitte untergliedert werden. Dies ermöglicht den Vergleich von Fazies und Mächtigkeit auch kleiner stratigraphischer Bereiche. Ziel ist es zum einen, durch Erstellen eines feinmaschigen Netzes von feinstratigraphischen Profilen die Veränderungen der Faziesverteilung des Germanischen Beckens während des Unteren Muschelkalks zu dokumentieren. Zum anderen ist eine feingliedrige Wellenkalkstratigraphie die Voraussetzung für horizontiertes Aufsammeln von Fossilien.
  • Verantwortlich für die inhaltliche Gestaltung "Unterer Muschelkalk" und Textbeiträgen zu Krinoiden, Muscheln, Schnecken und Krebsen unserer Homepage.

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Dr. Ralf Werneburg:

  • Im Rahmen mehrer Grabungen und Exkursionen des Naturhistorischen Museums Schloss Bertholdsburg Schleusingen habe ich gemeinsam mit unsrem Präparator Georg Sommer in den Jahren 2002-03 viel Zeit in die hervorragenden Aufschlüsse im Unteren Keuper an der ICE-Trasse bei Arnstadt-Nord investiert.
    Während der Grabung 2002 konnten zahlreiche Knochen von Mastodonsaurus und 3 Plagiosauriern sowie Pflanzenreste in Sandsteinen geborgen werden. Sensationell waren mehrere über 6m lange Nadelbaumstämme (Fotos), die kreuz und quer liegend auf ein chaotisches Flutereignis hinweisen.
    2003 fanden sich in grauen, tonigen Schluffsteinen mehrere Skelettreste des Plagiosauriers Plagiosuchus, von denen ein relativ vollständiges Skelett zu einem ca. 1,20m langen Tier gehört. Davon soll gemeinsam mit dem Stuttgarter Museum eine Skelettmontage und eine Lebendrekonstruktion erstellt werden. Den Hinweis auf letzteres Fossilenvorkommen verdanken wir Herrn W. Witter aus Schönbrunn.
    Gegenwärtig sind alle Aufschlüsse an der ICE-Trasse bei Arnstadt von Mutterboden und vielleicht Schnee bedeckt. Kurzvortrag zu diesem Thema auf der Jahresvollversammlung.
  • Verantwortlich für die inhaltliche Gestaltung "Keuper" und "Vertebraten" unserer Homepage.

Jahreshauptversammlung des Trias Verein Thüringen e.V.

Am Samstag, dem 20. September fand im Naturkundemuseum Erfurt die zweite Jahreshauptversammlung des Trias Verein Thüringen statt. Der Vorstand berichtete über Aktivitäten im vergangenen Jahr vor allem die ersten Ansätze der Arbeit mit Jugendlichen und die Öffentlichkeitsarbeit. Hervorzuheben sind nicht nur die Präsentation am Vereinsstand vor dem Anger 1 im Rahmen der Veranstaltung "Vereinte Stadt", sondern auch die über unsere Landesgrenzen hinweg vielbesuchte Homepage www.trias-verein.de.
Im Hauptteil der Veranstaltung berichteten Vereinsmitglieder u.a. über neue Saurier-Arten aus dem Keuper an der A 71 bei Arnstadt (Dr. R. Werneburg/Schleusingen) sowie weitere Erkenntnisse zur Evolutionsbiologie der Ceratiten (J. Amling; S. Brandt, S. Rein/Erfurt). Große Beachtung fand auch die Vorstellung zahlreicher Sammlerstücke. E. Kramm und M. Schulz (Großenlüder) erläuterten die Stratigraphie und Fossilführung des Unteren Muschelkalkes in Thüringen. Die erfolgreiche Tagung endete mit einer Exkursion in einem Steinbruch bei Plaue.
M. Bauer