Bibliothek

Anleitung zur Präparation eines Ceratiten

Sebastian Brandt lädt ein zur visuellen Präparation eines Ceratiten. Dafür wurde bewusst ein beidseitig im Sediment eingebettetes Belegexemplar ausgewählt. Die Erläuterung der einzelnen Arbeitsschritte erfolgt mit den dafür benötigten Arbeitsgeräten. Die Präparation für den ausgewählten Ceratiten dauerte ca. 2 Stunden.
Bild und Text Siegfried Rein
Von der Oberseite des Belegexemplars (Ceratites spinosus) sind lediglich ein Teil der Wohnkammer mit vier von kleinen Placunopsis ostracina bewachsenen Rippen sichtbar.
Auf der unteren in der Regel besser verfüllten Seite des ausgesuchten Ceratiten ragen lediglich 4 Rippenspitzen aus dem Sediment. Weil hier eine optimale Erhaltung zu erwarten ist, wurde diese Seite zum Freilegen ausgewählt.
Das zur Präparation benutzte Werkzeug von links: Pressluftmeißel H 040 (Dinoseum GmbH) mit Meißel Spaten, "Chicago Pneumatic" -Stichel mit Spitz- und Flacheißel sowie Ultraschall-Vibrations-Meißel flach.
Zur Grob-Präparation eingesetzte Geräte: Kompressor, Schall-Ohrenschutz, Schwenklupe (3 x) und Halogen-Tischleuchte (20 W). Vorteil der schwenkbaren Tisch-Lupe: Sie schützt die Augen vor Steinsplittern und ermöglicht die Bearbeitung großer Objekte. Für grobe und großflächige Arbeiten eignet sich der Preßluftmeißel H 040 sehr gut.
Arbeit mit dem Pressluftmeißel (immer Schallschutz!!): Beginn marginal mit Freilegen der Rippenspitzen und Rippen auf der Wohnkammer. Auf Grund des geringeren Hubs und dünneren Nadel eignet sich hier auch der Chicago Pneumatic mit Flachmeißel sehr gut.
Arbeit mit dem Pressluftmeißel: Bereits auf der zweiten Rippe werden durch Verletzung verursachte Rillen sichtbar (s. REIN 1988; 1993). Deshalb ist Vorsicht bei der Weiterarbeit geboten!
Arbeit mit dem Pressluftmeißel: Die Rillen ziehen auch über die dritte Rippe, ab dort behindert jedoch Placunopsis- Bewuchs (echte Epökie) die exakte Weiterarbeit. Aus diesem Grund wird dieser Bereich vorerst übersprungen.
Arbeit mit dem Pressluftmeißel: Freilegen von Teilen der marginalen Lateralseite hinter dem unübersichtlichen Abschnitt.
Arbeit mit dem Pressluftmeißel: Freilegen der Ventralseite.
Gesamtansicht der bisher präparierten Bereiche, die Konturen des Steinkerns nehmen Gestalt an.
Arbeit mit dem Pressluftmeißel: Sorgfältige Weiterarbeit im Bereich des Placunopsis Bewuchses mit den deutlich sichtbaren Rillenbildungen.
Arbeit mit dem Pressluftmeißel: Freilegen der restlichen Lateralfläche.
Gesamtansicht der bis dahin grob freipräparierten Lateralseite mit dem vorpräpariertem Nabelbereich.
Arbeit mit dem "Chicago" -Stichel (immer Schallschutz!!): Nacharbeiten mit der Spitze an "schwierigen" Stellen unter dem Binokular (7,5 x). Dabei sind die Augen geschützt.
Das Ultraschallgerät EMS / Piezon S erzeugt geradlinige Schwingungen bis zu 32.000 Hz an der Arbeitsspitze. Keine Lärmentwicklung!
Bearbeitung der rauen Oberfläche mit dem Ultraschallmeißel. Weil dazu der Steinkern angefeuchtet wird kann ohne Augenschutz weitergearbeitet werden.
Die hochfrequente Vibration der flächig aufliegenden Arbeitsspitze bewirkt eine schonende Glättung der nach der Stichelpräparation noch unebenen Steinkernoberfläche. Die dabei entstehende "Kalkmilch" muss ständig abgespült werden.
Gesamtansicht nach mehrfach erfolgter Behandlung mit dem Ultraschall (Nacharbeiten sind je nach Lage häufiger erforderlich).
Zur abschließenden Bearbeitung werden Salzsäure und Steinpflegemittel benötigt.
Die mit einem Pinsel auf den gewässerten Steinkern aufgetragene Salzsäure wird unmittelbar nach dem Schäumen (s. Schaumbildung) mit einer Bürste im Wasserbad wieder entfernt.
Nach dem Trocknen erfolgt abschließend der Auftrag eines mit Wasser verdünnten Steinpflegemittels. Es schließt die Poren im Gestein und wirkt damit staubabweisend. Ein mäßiger Auftrag vermeidet den unnatürlichen und unästhetischen Glanzeffekt.
Vergleich mit dem Ausgangsstadium.